Enan kafe stin poly (Rauchverbot)

Du setzt dich im Städtchen R. in ein beliebiges Kafeneio ans Fenster und trinkst einen Diplo Metrio. Der kommt natürlich ohne Quittung. Es ist interessant, das Leben auf der Straße zu beobachten:

Ein Roller mit drei Menschen drauf rauscht an dir vorbei, zwei Erwachsene und ein Kind, alle ohne Helm. Ein freundlicher Pakistani ohne Aufenthaltsgenehmigung bietet dir das komplette Kinoprogramm der letzten Jahre auf DVD-Kopien an, nur 3 Euro das Stück! Dann rumpelt ein alter Pickup ohne Lampen und Nummerschild am Kafeneio vorbei. Welch würziger Diesel! Oder eben Heizöl. Das nächste Auto hat auch kein Nummerschild, ist aber kackneu. Hinter getönten Scheiben brüllen ein paar Youngster in ihr Handy gegen das Bass-Gewummere an.

Dann wird aufgeräumt, im Auftrag der Gemeinde und für 1,50 / Std. säubern einige Araber die Straße von Papier. Letzteres haben sie selber aber nicht. Du verlierst sie aus den Augen weil ein anderer Pickup mit abenteuerlichem selbstgezimmertem Aufbau dir die Sicht versperrt indem er unversehens mit laufendem Motor mitten auf der Straße stehen bleibt und der Fahrer im gegenüberliegenden Kafeneio verschwindet. Der entstehende Stau nervt sogar die beiden jungen Männer – ein Albaner, ein Grieche – die eine Auswahl von vom LKW gefallenen Werkzeugmaschienen auf dem Bordstein drapiert haben, um sie günstig zu verticken.

Als der Stau sich aufgelöst hat, lehnst du dich zurück, nimmst einen Schluck Kaffee und zündest dir eine Zigarette an. Wirklich? Ach nein, das ist ja jetzt verboten! Mit der Kippe in der Hand drehst du dich vorsichtig um … und siehst auf den ausgestreckten Arm des Polizisten vom Nebentisch, der dir Feuer reicht.

Oktober 2010
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